Luftgütemessungen Steiermark Jahresbericht 2013
Aufgrund der insgesamt günstigen meteorologisch-klimatologischen Bedingungen und der sukzessiven emissionsseitigen Reduktionen - infolge technischer Entwicklungen und zahlreicher Maßnahmen - konnte 2013 in der Steiermark speziell im Hinblick auf den Leitschadstoff Feinstaub ein auffallend niedriges Immissionsniveau erreicht werden.
Die Vorgaben des Immissionsschutzgesetzes Luft für PM10 wurden 2013 in der gesamten Steiermark mit Ausnahme des Großraums Graz und der Station Leibnitz eingehalten. Überschreitungen der höheren Toleranz der EU-Luftreinhalterichtlinie waren 2013 überhaupt nur in Graz (Messstellen Don Bosco und baustellenbedingt Graz Ost) zu beobachten.
Die Erfahrung zeigt jedoch, dass in der Steiermark bereits meteorologisch mäßig ungünstige Bedingungen ausreichen, großflächig Probleme bei der Einhaltung der gesetzlichen Grenzwerte zu schaffen. Für eine durchgehende und nachhaltige Lösung der Feinstaub-Problematik sind weiterhin gemeinsame Bemühungen und Anstrengungen im Sinne weiterer Maßnahmen erforderlich.
Beim zweiten Leitschadstoff Stickstoffdioxid ist weiterhin davon auszugehen, dass der NO2-Jahresmittelgrenzwert gemäß IG-L an verkehrsnahen Standorten in Ballungsräumen nicht eingehalten werden kann. Die weicheren EU-Vorgaben werden dagegen nur in Graz überschritten. Dies gilt auch für den NO2-Zielwert des IG-L (80 μg/m³ als Tagesmittel).
Die Schwefeldioxidimmissionen liegen in ganz Österreich nach den deutlichen Emissionsreduktionen in den 80er- und 90er-Jahren auf einem sehr niedrigen Niveau. Erhöhte SO2-Imissionen werden in der Steiermark nur in den industriell beeinflussten Bereichen Gratkorner Becken und Leoben-Donawitz registriert. Trotz fallweise erhöhter SO2-Spitzenwerte wurden die gesetzlichen Vorgaben gem. IG-L insgesamt eingehalten. Zu Grenzwertverletzungen nach der 2. Verordnung gegen forstschädliche Luftverunreinigungen kam es in einzelnen Sommermonaten an den Messstellen Straßengel Kirche bzw. Judendorf Süd.
Für Kohlenstoffmonoxid wurden an der Messstelle Donawitz während eines kurzen Zeitraumes zum Jahresende wie bereits in den Jahren 2010 und 2011 erhöhte Spitzenkonzentrationen gemessen. Der maximale Achtstundenmittelwert blieb jedoch knapp unter dem IG-L Grenzwert.
Der hochdruckgeprägte Sommer mit zum Teil klassischem Ozonwetter ließ die Ozonkonzentrationen etwas über das Niveau der Vorjahre steigen, was sich in einer überdurchschnittlich hohen Grundbelastung (Tage mit Zielwert-Überschreitung) zeigte. Die Informationsschwelle des Ozongesetzes wurde allerdings nicht erreicht.
Die regionalen Belastungsschwerpunkte lagen wie schon in den vergangenen Jahren im Grazer Becken und im Leibnitzer Feld. In beiden Fällen bedingt die topographische Lage eine schlechte Durchlüftung, die vor allem bei ungünstigen Ausbreitungsbedingungen im Winterhalbjahr zur Verschärfung der Immissions- situation führt. Das hohe lokale Emissionspotential des 400.000 Einwohner-Großraumes Graz (v.a. Verkehr, Hausbrand) in Verbindung mit einem erheblichen Beitrag durch eine regionale bis überregionale Grundbelastung (weite Teile Südosteuropas) , lassen ein dauerhaftes Einhalten der nationalen Gesetze (v.a. Immissionsschutzgesetz-Luft), aber auch jener der europäischen Union (Richtlinie über Luftqualität und saubere Luft für Europa, [EG 2008]) weiterhin als nur schwer realisierbar erscheinen.
Dies gilt auch für das zweite steirische Problemgebiet, das Leibnitzer Feld, das durch die lokale Windarmut und schlechte Durchlüftungsbedingungen besonders im Spätherbst und Winter eine hohe Inversions- und Nebelhäufigkeit aufweist. Darüberhinaus trägt hier ein hohes Potential zur Bildung sekundärer Partikel aus Emissionen des Verkehrs und der Landwirtschaft zur Belastung bei.
In der West-, Süd- und Oststeiermark konnten 2013 an allen Messstellen die gesetzlichen Vorgaben gem. IG-L eingehalten werden. Lediglich im Gratkorner Becken führten die Schwefeldioxid-Emissionen der lokalen Papier- und Zellstoffindustrie auch 2013 zu temporär erhöhten Immissionen.
Auch in der Obersteiermark mit dem Belastungsschwerpunkt zentrale Mur-Mürz-Furche wurden 2013 mit Ausnahme des Grenzwertes für die Gesamtstaubdeposition (im Einflussbereich des Eisen-und Stahlwerkes der VOEST) keine gesetzlichen Vorgaben verletzt.
Neben dem automatischen Luftgütemessnetz waren auch im Jahr 2013 die beiden mobilen Messstationen u. a. im Rahmen zahlreicher Sondermessprogramme und Projekte wieder durchgehend im Einsatz. Ziele der Messungen waren neben der Erhebung der Ist-Situation - teilweise mit Schwerpunktmessungen der PM10-Belastung - die Ermittlung und Überprüfung lokaler Emittenten, sowie Erhebungen nach dem Kurortegesetz.
Publizierte Berichte können über die Homepage des Landes Steiermark unter http://www.umwelt.steiermark.at/ in der Rubrik Luft/Publikationen heruntergeladen werden.
Informationen über die flächenhafte Schadstoffverteilung im Untersuchungsgebiet liefern die integralen Messnetze. Zur Erfassung der Staub- bzw. Schwermetall- deposition im Rahmen der IG-L- Grenzwerte-Überwachung werden drei integrale Messnetze (33 Messpunkte) betrieben. Mit 13 Dauermessungen (36 Messpunkte) wird in den steirischen Kurorten die Luftqualität permanent kontrolliert. Drei weitere Messnetze dienen der Erfassung der Staubdeposition im Auftrag der Behörde um Beschwerden zu objektivieren und Erfolge von Minderungsmaßnahmen zu überwachen.
Für weitere Fragestellungen zur Feinstaubbelastung war neben den Staubsammel- geräten im fixen Messnetz ein mobiler High-Volume-Sampler zur Konzentrations- bestimmung mit dem gravimetrischen Verfahren an vier Orten (Fürstenfeld, Hinterlobming, Fehring, Thal b. Graz) im Einsatz.
Aktuelle Projekte des Jahres 2013:
Emikat-Steiermark:
Das Austrian Institute of Technology (AIT) hat ein Datenmanagement- und Expertensystem entwickelt, das unter dem Namen „emikat.at" die Verwaltung von Daten und die Berechnung unterschiedlichster Szenarien für den Emissionskataster unterstützt. Seit 2010 existiert ein Basisszenario in dem die Emissionen für alle Verursachergruppen berechnet, in einem Raster (500x500 m²) dargestellt und i.d.F. zur Erstellung des Immissionskatasters und Maßnahmenkataloges verwendet werden können. Nach Fertigstellung und Einbindung der NH3-und Traktoremissionsmodelle in das Emikat-System konzentrierten sich im Jahr 2013 die Arbeiten auf den Sektor Verkehr. Im Bereich der Eisenbahnen wurden schwerpunktmäßig Emissionen aus den Verschubaktivitäten erfasst. Durch eine Aktualisierung des Straßengraphen für Graz, (Lärmreferat des Umweltamtes Graz) können für die Landeshauptstadt bereits Emissionsberechnungen mit aktuellen Verkehrsbelastungsdaten auch auf Gemeindestraßenebene durchgeführt werden. Gegen Ende des Jahres 2013 wurden, mit dem Ziel der steiermarkweiten Aktualisierung der Datenlage, Verkehrserhebungen in den steirischen Ballungsräumen gestartet.
Durch Anpassungen im Emikat-System werden in Zukunft Auswertungen und Kartendarstellungen nach Verursachergruppen bzw. Quellen sowohl auf Sprengel- als auch auf Gemeindeebene möglich sein. Dies erlaubt eine eindeutige Zuordnung der Emissionen sowie die Abbildung von Maßnahmeneffekten.
Beanka:
Ein weiterer Schritt zur möglichst vollständigen Erfassung der Schadstoffemissionen in der Steiermark stellt der Betriebsanlagen Emissionskataster (BEANKA) dar. Um Emissionsquellen, vor allem auch die diffusen Feinstaubquellen, in Bezug auf ihre Lage besser erfassen zu können, wurde 2012 eine eigene GIS-fähige Software im Referat für Luftreinhaltung entwickelt. 2013 wurden alle vorhandenen Beanka-Daten in das neue System übertragen und zusätzlich Betriebsanlagen mit nennenswerten diffusen Staubemissionen (Schottergruben und Steinbrüche) erfasst und eine Emissionsabschätzung durchgeführt. Die Datenbank umfasst nun inklusive der bekannten und übernommenen Biomasse- und Biogasanlagen knapp 500 Betriebsanlagen. Bereits mehr als 1.000 Kamine konnten mit den genauen Ableitbedingungen verortet werden.
Immissionskataster Steiermark:
Aufbauend auf den neuen Emissionskataster für die verschiedenen Quellgruppen wird ein landesweiter Immissionskataster erstellt. Ziel ist die flächenmäßige Darstellung der Stickstoffoxid- und Feinstaubbelastung auf der Basis aufwendiger Simulationen mit komplexen numerischen Strömungs- und Ausbreitungsmodellen. Aufgrund der extrem hohen Rechenzeiten ist für die Simulation mit der gewünschten Auflösung eine Unterteilung der Steiermak in 23 Einzelregionen erforderlich. 2011 konnte die Berechnung der dreidimensionalen Strömungsfelder abgeschlossen werden. Für NO2 wurde 2012 erstmalig eine flächendeckende Immissionskarte fertig gestellt. Prinzipiell zeigen die Berechnungen eine zufriedenstellende Überein- stimmung mit den Messungen. Darüberhinaus lassen sie auch wertvolle Rückschlüsse auf den zugrunde liegenden Emissionskataster zu und können mögliche Fehlerquellen bezüglich Datenbasis und Berechnung aufdecken. Im Jahr 2013 wurde begonnen, die Strömungsfelder mit einer neuen Methodik neu zu berechnen um sie möglichst gut an gegebene Messbedingungen anzupassen.
Sommerkondensation in Wohnräumen:
Das Phänomen „Sommerkondensation in Wohnräumen" wurde im Rahmen eines
Projektes in Kooperation mit dem Umweltbildungszentrum Steiermark, der Staatlichen
Versuchsanstalt für Bautechnik der Ortweinschule-Graz und der Zentralanstalt
für Meteorologie und Geodynamik Steiermark untersucht. http://www.umwelt.steiermark.at/cms/beitrag/11994781/19222537/
PMInter:
Das Projekt PMInter ist ein gemeinsames Projekt von Slowenien, Kärnten und der
Steiermark im Rahmen der europäischen territorialen Zusammenarbeit zwischen
Slowenien und Österreich. Es befasst sich mit der grenzüberschreitenden Betrachtung der Schadstoffbelastungen durch Messungen und Modellierungen sowie mit der Erarbeitung und Umsetzung von Maßnahmen zur Verbesserung der Luftqualität. Es startete im 2. Halbjahr 2010 und konnte mit Ende 2013 erfolgreich abgeschlossen werden. Das Jahr 2013 war durch die Finalisierung der Untersuchungen sowie durch die Präsentation der Ergebnisse gekennzeichnet. Der Höhepunkt war sicher der Abschlusskongress in Maribor, wo die Ergebnisse des Projektes vorgestellt und diskutiert wurden. Die Vorträge sind unter http://okolje.maribor.si:81/okolje/projekti/pminter/internationale-konferenz
verfügbar. Eine allgemein verständliche Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse des Projektes ist im sogenannten Layman´s Report publiziert.
http://pminter.eu/uploads/DownloadDateien/PMinter_Laymansreport_D-E_druck.pdf
FAIRMODE Initiative:
Das "Forum for Air Quality Modelling in Europe" hat die Aufgabe die Europäische Kommission (EK) in der Revision der Europäischen Luftqualitäts-Richtlinie zu unterstützen und Möglichkeiten zum Informationsaustausch zwischen Experten der Luftgütemodellierung zu bieten. Auf nationaler Ebene sichert dies die Einflussnahme auf die zukünftige europäische Gesetzgebung und ermöglicht eventuell notwendige Anpassungen in der Modellierpraxis. 2012 wurde seitens FAIRMODE ein Katalog an Empfehlungen an die EK abgegeben, welche in die Revisionsarbeiten zur Luftqualitätsrichtlinie einfließen sollen.
Projekt OMNISCIENTIS:
wurde 2012 als Teil des 7. Europäischen Rahmenprogramms genehmigt und widmet sich dem Problemkreis der Geruchsbelästigung. Als Projektgebiete wurden eine Papierfabrik in Belgien sowie ein Tierhaltungsbetrieb in der Südoststeiermark ausgewählt. Ziel des Projektes ist die Entwicklung und Kalibrierung sogenannter elektronischer Nasen die eine potentielle, unabhängige Methode zur Beurteilung von Geruchsbelästigungen darstellen.
Weitere Themenschwerpunkte des Jahres 2013 wurden durch die Fortsetzung bzw. die Neuinitiierung der - auf Basis der Evaluierung und Überarbeitung des Feinstaubprogrammes 2008 - im Luftreinhalteprogramm 2011 im September 2011 beschlossenen Maßnahmen gesetzt:
- Verschärfungen bei den Fahrverboten für LKWs über 7,5 t in steirischen Sanierungsgebieten.
- Ausweitung der Fahrverbote für Taxis in Graz auf Euro3
- Verbot des Einsatzes von Laubbläsern und Laubsaugern (Steiermärkische Luftreinhalteverordnung 2011, LGBl. Nr.2/2012, i.d.F. LGBl. Nr.110/2013)
- VO des Gemeinderates von Graz zur Fernwärmeanschlussverpflichtung (für weitere 11 Teilgebiete)
- Schärfere Grenzwerte für Heizungs-Neuanlagen (LGBl 65/2013)
- Endbericht zum Steiermärkischen Luftreinhalteprogramm (Umsetzung der Maßnahmen)
Zur Unterstützung der Maßnahmenumsetzung wurde eine Vielzahl von Fördermitteln zur Verfügung gestellt (Förderung für LKW-Umrüstung und Taxis, Öffentlicher Verkehr, Fernwärmeausbau, Austausch alter Heizungssysteme).
Im steirischen Immissionsmessnetz gab es im Jahr 2013 einige Änderungen:
Einerseits wurden Komponenten in bestehenden Messstationen ergänzt
oder die entsprechenden Vorbereitungen dazu getroffen, andererseits wurde die Station Niklasdorf abgebaut und mit Vorarbeiten für den Aufbau einer zusätzlichen mobilen Messstation zur Durchführung von Messungen in Kurorten begonnen.