Statuserhebung 2002 - 2005
Aufgrund festgestellter Grenzwertüberschreitungen nach dem Immissionsschutzgesetz-Luft (IG-L; BGBl. l Nr. 62/2001) bezüglich des Schadstoffes PM10 an zahlreichen konti- nuierlichen und mobilen Luftgütemessstellen der Steiermark, war es erforderlich eine Statuserhebung durchzuführen. Diese umfasst neben der Darstellung der Immissions- situatuion und der meteorologischen Situation die Feststellung und Beschreibung der Emittenten sowie eine Festlegung des voraussichtlichen Sanierungsgebietes. Weiters ist ein Maßnahmenkatalog zur Reduktion der Feinstaubbelastung zu erstellen.
Auf Basis der vom UBA in Auftrag gegebenen Emissionsinventur für Österreich wurde versucht, den Anteil der Steiermark, aufgegliedert nach Verursachergruppen, grob abzuschätzen. Für den Raum Graz wurden darüberhinaus im Emissionskataster Graz 2002 Emissionsangaben zu allen relevanten Emittenten erfasst. Das als PM10 Sonderprogramm laufende Aquella-Projekt ermöglicht durch die Quellenanalyse von Staubinhaltsstoffen die Ermittlung der Beiträge einzelner Emittenten zur Gesamtfein- staubbelastung. Für den Bereich Verkehr wurden in Zusammenarbeit mit der Technischen Universität Graz, Schadstoffbilanzen für den gesamten steirischen Verkehrsbereich erstellt.
Als Grundlage für das Maßnahmenprogramm ergab sich für die Steiermark ein „hausgemachtes" Belastungspotenzial von ca. 13.400 Tonnen Feinstaub jährlich (inklusive der Belastungen aus diffusen Quellen). Als maßgebliche Verursacher der PM10-Belastung wurden Verkehr, Indutrie und Hausbrand identifiziert. Die festge- stellten steigenden Trends bei der Emission von Partikeln können immissionsseitig nicht nachvollzogen werden.
Die immissionsklimatische Analyse der Jahre 2002 bis 2005 bestätigt, dass der dominierende Faktor für die Höhe der PM10-Konzentrationen die Witterungsverhältnisse sind, die die Ausbreitungsbedingungen für die Schadstoffe bestimmen.
In Bezug auf die flächenhafte Verteilung der PM10-Belastungen in der Steiermark lassen sich die bisherigen Ergebnisse der kontinuierlichen und mobilen Luftgütemessungen sowie der diversen Sonderprogramme (Vertikalverteilung v. PM10 in Abhängigkeit v.d. Mischungsschichthöhe) wie folgt zusammenfassen.
Die außeralpine Steiermark (Mittelsteiermark) ist neben der regionalklimatischen Ungunst im Lee der Alpen mit sehr schlechten Ausbreitungsbedingungen und damit verstärkter Anreicherung durch lokale/regionale Emissionen auch deutlich durch die großräumige Hintergrundbelastung im Südosten der Alpen geprägt. Generell ist davon auszugehen, dass die überwiegenden Siedlungsgebiete der Ost-, Süd- und Weststeiermark, die nicht höher als 150 m über Talbodenniveau liegen, die gesetzlichen Vorgaben nicht eingehalten werden können. Es wurde daher der Weg einer großflächigen Ausweisung des Sanierungsgebietes gewählt.. Alle Gemeinden, die nennenswerte Gebietsanteile unter 500m Seehöhe aufweisen, werden daher als Sanierungsgebiet vorgeschlagen.
Im Bereich nördlich des Alpenhauptkammes ermöglicht die witterungsklimatische Gunst (Staugebiet bei West- bis Nordströmung und zyklonalen Entwicklungen nördlich der Alpen) trotz nicht unbeträchtlicher lokaler Emissionen (Verkehr, Industrie, Hausbrand) einen häufigen Luftmassenwechsel. Die gesetzlichen Vorgaben konnten dadurch bisher durchgehend eingehalten werden.
Südlich des Alpenhauptkammes zeigen lediglich das obere Murtal westlich des Aichfeldes und das obere Mürztal sowie deren Seitentäler eine begünstige Immissionsstruktur, die durch die vorherrschenden Talwindsysteme bedingt ist.
In der zentralen Mur-Mürzfurche zeichnen dagegen die Luftgütemessstationen ein regional erhöhtes Belastungsbild, das aufgrund der Abschirmung gegen außeralpine Einflüsse wohl größtenteils auf lokale. bzw. regionale Emissionen zurückzuführen ist. Entsprechend dem bisherigen Kenntnisstand über die vertikale Varianz der PM10-Konzentrationen in den bodennahen Luftschichten sind daher alle Gemeinden mit nennenswertem Gebietsanteil am Talboden als belastet anzusehen.
Im mittleren Murtal ist im gesamten Talbodenbereich der Mur von einem erhöhten Immissionsniveau und einer Verletzung des Grenzwertes auszugehen.
Daraus ergeben sich in der Steiermark 333 belastete Gemeinden, die den Sanierungsgebieten „Mittelsteiermark", „Mittleres Murtal", „Mur-Mürzfurche" und „Großraum Graz" zugeordnet wurden.
Bereits im Jahr 2004 hat die Steiermärkische Landesregierung ein Programm mit insgesamt 62 Maßnahmen beschlossen.
Bei der Erstellung dieses „Programms zur Feinstaubreduktion in der Steiermark" wurde das Hauptaugenmerk auf das PM10-Reduktionspotenzial der Maßnahmen gelegt. Dieses Programm ist alle zwei Jahre einer Evaluierung zu unterziehen.
Zur Zeit sind folgende Maßnahmen in Umsetzung begriffen:
- Maßnahmen im Bereich Hausbrand
- Optimierung des Winterdienstes
- Minimierung bzw. Vermeidung von Feinstaub bei Bauaktivitäten
- Information
Für das Jahr 2006 sind weitere Maßnahmen geplant. Es muß jedoch betont werden, dass Maßnahmen, die sich auf Sanierungsgebiete allein beschränken, nicht in der Lage sein werden, die PM10-Belastung so weit zu senken, dass eine gesicherte Einhaltung der Immissionsgrenzwerte für PM10 gewährleistet ist. Neben den unbestritten erforderlichen lokalen Maßnahmen sind daher sowohl auf Bundesebene als auch auf EU-Ebene die entsprechenden Rahmenbedingungen zu schaffen.
