Luftgütemessungen in der Steiermark, Jahresbericht 2007

Das Jahr 2007 kann im langjährigen Durchschnitt als klar unterdurchschnittlich belastet bezeichnet werden. Das lufthygienische Hauptaugenmerk der interessierten Öffentlichkeit lag wie auch in den vergangenen Jahren ganz klar auf dem Thema Feinstaub PM10. Weitere Belastungsschwerpunkte durch andere Schadstoffe traten auch aufgrund der über weite Zeiträume des Jahres günstigen Witterungsverhältnisse in der öffentlichen Wahrnehmung neuerlich völlig in den Hintergrund.
Sowohl das sommerliche Ozon als auch das in absehbarer Zeit aufgrund der sukzessiven Verschärfung der Beurteilungsmassstäbe in einigen Ballungsräumen sicher zu einem Problem werdende Stickstoffdioxid wird verstärkte Anstrengungen hinsichtlich einer nachhaltigen mittelfristigen Reduktion der Emissionen (bei Ozon der Vorläufersubstanzen) erfordern.
Die Immissionen an Feinstaub PM10 lagen sowohl hinsichtlich der Grundbelastung (Jahresmittelwert) als auch der Anzahl der Tage mit Grenzwertüberschreitung an nahezu allen Messstationen unter denen der Vorjahre. Neben Einsparungserfolgen auf der Emissionsseite (z.B. Winterdienst, Hausbrandemissionen) war die immissionsgünstige Witterung, vor allem von Jänner bis April, hauptverantwortlich für diese erfreuliche Entwicklung. Realistischerweise hat aber der Dezember wiederum gezeigt dass bei ungünstigeren Ausbreitungsbedingungen in nahezu allen Ballungsräumen nach wie vor mit wesentlich höheren Belastungen gerechnet werden muss.
Die höchstbelastete Region war auch 2007 neuerlich der Großraum der Landeshauptstadt Graz, wo für alle Schadstoffe mit Ausnahme von Schwefeldioxid die steiermarkweiten Konzentrationsmaxima (sowohl hinsichtlich der absoluten Höhe als auch der Andauer) registriert wurden.
Überdurchschnittlich hohe Feinstaubbelastungen wurden neuerlich auch in Leibnitz festgestellt, was vermutlich auf eine besonders ungünstige meteorologische Grundsituation mit extrem geringer Durchlüftung und sehr hoher Inversionsbereitschaft zurückzuführen ist.
Im Raum Leoben-Donawitz, wurden 2007 im Einflussbereich des Eisen- und Stahlwerkes der VOEST neuerlich erhöhte Staubdepositionen gemessen, deren Mengen lokal über denen der beiden Vorjahre lagen. Der IG-L - Grenzwert für die Gesamtstaubdeposition wurde dabei an 4 Messpunkten überschritten. Auch der gemessene Wert der Bleideposition blieb nur wenig unter den gesetzlichen Vorgaben.
Ähnliches gilt für die Umgebung des Stahlwerkes Kapfenberg, wo ebenfalls an einigen Messpunkten nach wie vor erhöhte Staubdepositionen erfasst wurden.
Erhöhte Schwefeldioxidkonzentrationen beschränken sich seit der Stilllegung des kalorischen Kraftwerkes Voitsberg und der Sanierung der Leoben-Donawitzer Schwerindustrie auf das südliche Gratkorner Becken, wo der Prallhangbereich um die Kirche Straßengel nach wie vor häufig durch Emissionen der lokalen Papier- und Zellstoffindustrie beeinträchtigt wird.
Für Stickstoffdioxid wurden 2007 an keiner Messstelle Überschreitungen des IG-L- Halbstundenmittel- grenzwertes registriert. Die höchste Spitze wurde im Jänner mit 186 µg/m³ (93% des Grenzwertes) an der Grazer verkehrsnahen Station Don Bosco gemessen. Auch die Überschreitungen des Tagesmittelzielwertes von 80 µg/m³ blieben auf die tendenziell höherbelasteten Grazer Messstellen beschränkt. Für Stickstoffdioxid gilt jedoch das Gleiche wie für PM10. Bei ungünstigeren Witterungsbedingungen muss nach wie vor mit deutlich höheren Belastungen gerechnet werden. Im Gegensatz zu PM10 ist zudem bei NO2 kein mittel- bis langfristiger Rückgang zu beobachten, wie schon an gleicher Stelle im Vorjahr detailliert ausgeführt wurde.
Die Phase hoher Ozonbelastung beschränkte sich heuer ganz klar auf die Julimitte, im restlichen Sommer wurden nur selten Einstundenmittelwerte über 150 µg/m³ registriert. Der Zeitraum 17. bis 20. Juli ist in jedem Fall die höchstbelastete Ozonepisode seit dem Jahrhundertaugust 2003.

Informationen über die räumliche Schadstoffverteilung im Untersuchungsgebiet liefern die integralen Messnetze. Zur Zeit werden in der Steiermark vier permanente integrale Messnetze zur Erfassung der Saubdeposition sowie des Blei- und Cadmiumgehaltes zur Überwachung der Grenzwerte des Immissionsschutzgesetzes-Luft betrieben. Mit 12 Dauermessungen wird die Luftqualität in steirischen Kurorten hinsichtlich der Parameter Stickstoffdioxid, Schwefeldioxid und Gesamtstaubdeposition kontrolliert. Vier weitere Messnetze dienen der Erfassung der Schadstoffbelastung im Auftrag der Behörde.
Um zusätzliche Informationen über die flächenhafte Belastung durch PM10 zu erhalten wurden im Jahre 2007 in Köflach, Peggau und Seiersberg zusätzliche Messungen mit einem mobilen High-Volume-Sammler durchgeführt.
Aktuelle Projekte des Jahres 2007:
- Geruchsausbreitung von offenen, unbelüfteten Kompostieranlagen
Überprüfung einer neu entwickelten Methodik zur prognostischen Beurteilung von offenen, unbelüfteten Kompostieranlagen durch Vergleich von Geruchserhebung und Modellberechnung. - Weiterentwicklung und Anwendungen numerischer Ausbreitungsmodelle.
- Statuserhebung Gratkorner Becken aufgrund von Überschreitungen des Immissionsgrenzwertes für Schwefeldioxid.
- Emissionskataster Steiermark (
Hausbrand, Verkehr, Betriebsanlagen) als Grundlage zur Beschreibung der Ist-Situation sowie zur Bewertung der Wirksamkeit von Maßnahmen.
- Immissionskataster Steiermatrk zur flächenmäßigen Darstellung der Schadstoffbelastung durch Stickstoffoxide und PM10 in 20 Einzelregionen. Erste Ergebnisse liegen für die Region Gratkorn, Graz und Grazer Feld sowie für die Region Gröbming bis Selzthal vor.
- Untersuchung von Partikelabscheidern für Kleinfeuerungsanlagen
- Aquella (Aerosolquellenanalyse)
InGraz (PM10),
Hartberg,
Köflach und Peggau sind die Projekte zur Staubherkunftsanalyse abgeschlossen, die Projekte Knittelfeld Leoben und Graz (PM2,5) sind noch im Laufen.
Mit der Novelle des IG-L in BGBl.I Nr.70/2007 wurde die Möglichkeit geschaffen, Verkehrsmaßnahmen (Geschwindigkeitsbeschränkungen) auch über flexible Systeme (Verkehrsbeeinflussungsanlagen - VBA) kundzumachen. Die nähere Beschreibung der allgemeinen Kriterien für den Betrieb einer VBA sind in der VBA-Verordnung - IG-L (BGBl.II Nr.302/2007) fixiert.