Luftgütemessungen Steiermark Jahresbericht 2009
Das Jahr 2009 kann im langjährigen Vergleich als klar unterdurchschnittlich belastet bezeichnet werden. Der Trend einer klar abnehmenden Tendenz für sämtliche Primärschadstoffe konnte fortgesetzt werden, besonders für den nach wie vor politisch und medial präsenten Feinstaub PM10. Dennoch konzentriert sich das öffentliche Interesse fast ausschließlich auf diesen aktuellen Leitschadstoff, sodass mögliche künftige Probleme - wie die Einhaltung des ab Ende 2011 geltenden Stickstoffdioxid-Jahresmittelgrenzwertes - völlig in den Hintergrund treten.
Die Immissionen an Feinstaub PM10 lagen 2009 sowohl hinsichtlich der Grundbelastung (Jahresmittelwert) als auch der Anzahl der Tage mit Grenzwertüberschreitung an nahezu allen Messstationen unter denen der Vorjahre.
Ähnlich wie im Vorjahr konnte außerhalb der Landeshauptstadt Graz die vom IG-L tolerierte Anzahl an Tagesmittelgrenzwertüberschreitungen fast durchwegs eingehalten werden. 2009 wurden nur an der Messstelle Leibnitz mehr als die vom Gesetz tolerierten 30 Überschreitungstage registriert. Im PM10-Jahresverlauf war lediglich die erste Jännerhälfte als wirklich hochbelastet einzustufen. Wie schon im Vorjahr kam die Witterung, die vor allem während der kritischen kalten Jahreszeit in den durch ihre Topographie immissionsklimatisch benachteiligten Becken für außergewöhnlich günstige Ausbreitungsbedingungen sorgte, der positiven Entwicklung der Luftqualität sehr entgegen.
An sämtlichen anderen tendenziell überdurchschnittlich belasteten Messstellen der West-, Süd- und Oststeiermark (u.a. Köflach, Weiz, Hartberg, Fürstenfeld) konnten 2009 die Vorgaben des IG-L durchwegs erfüllt werden. Dies darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass bei allen emissionsseitigen Fortschritten in meteorologisch ungünstigeren Jahren wieder mit höheren Belastungssituationen zu rechnen ist.
Im Raum Leoben-Donawitz konnten in den letzten 15 Jahren aufgrund des hier gegebenen großen kurz- bis mittelfristigen Verbesserungspotentials durch die emissionsseitige Sanierung der Emittenten lufthygienisch die größten Fortschritte gemacht werden. Nichtsdestotrotz sind fallweise erhöhte Emissionen der lokalen Eisen-und Stahlindustrie messbar. Der IG-L - Grenzwert für die Gesamtstaubdeposition wurde an 5 Messpunkten überschritten
In der Umgebung des Stahlwerkes Kapfenberg wurden dagegen 2009 erstmals an keinem der Messpunkte erhöhte Staubdepositionen erfasst.
Das Gratkorner Becken war neuerlich durch die Schwefeldioxid-Emissionen der lokalen Papier- und Zellstoffindustrie beeinträchtigt, die vor allem an den Prallhängen der südlichen Beckenumrahmung temporär zu deutlich erhöhten Belastungen führten. Die damit verbundenen Grenzwertüberschreitungen waren mit Betriebsstörungn in Zusammenhang zu bringen. Temporär erhöhte SO2-Konzentrationen wurden sonst vor allem noch im Nahbereich der Donawitzer Eisen- und Stahlproduktion gemessen, im November auch an der Messstelle Hartberg.
Für Stickstoffdioxid wurden 2009 die gesetzlichen Immissionsgrenzwerte für das Halbstundenmittel eingehalten. Kurz vor Weihnachten wurde das Jahresmaximum von 198 μg/m³ an der verkehrsnahen Grazer Station Don Bosco gemessen. Neben den Ausbreitungsbedingungen dürfte sicher auch der vorweihnachtliche Einkaufsverkehr einen maßgeblichen Beitrag zu höheren Konzentrationen gehabt haben. Auch der Tagesmittel-Zielwert des IG-L von 80 µg/m³ sowie der heuer gültige Grenzwert von 40 µg/m³ für das Jahresmittel wurden in Graz überschritten. Generell lassen aber auch die Stickstoffdioxidbelastungen einen leicht rückläufigen Trend erkennen, wofür vor allem die günstige Winterwitterung verantwortlich gewesen sein dürfte
Ozon war 2009 wie auch schon im Vorjahr generell kein brisantes Thema. Obwohl gerade die Sommermonate Juli, August und September durchaus freundliches und auch überdurchschnittlich temperiertes Wetter aufwiesen, waren die Voraussetzungen zur Bildung höherer Ozonkonzentrationen durch das Fehlen wirklich längerer stabiler Hochdruckepisoden offensichtlich einfach nicht gegeben.
Informationen über die räumliche Schadstoffverteilung im Untersuchungsgebiet liefern die integralen Messnetze. 2009 wurden in der Steiermark drei permanente integrale Messnetze zur Erfassung der Staubdeposition sowie des Blei- und Cadmiumgehaltes zur Überwachung der Grenzwerte laut Immissionsschutzgesetz-Luft betrieben. Mit 13 Dauermessungen wurde die Luftqualität in steirischen Kurorten hinsichtlich der Parameter Stickstoffdioxid, Schwefeldioxid und Gesamtstaubdeposition kontrolliert. Zwei Gemeinden beantragten Messungen nach dem Steiermärkischen Heilvorkommen- und Kurortegesetz im Rahmen des Verfahrens zur Verleihung des "Kurorte" - Prädikates. Fünf weitere Messnetze dienten der Erfassung der Schadstoffbelastung (Staub) im Auftrag der Behörde.
Um zusätzliche Informationen über die flächenhafte Belastung durch PM10 zu erhalten wurden im Jahre 2009 in Allerheiligen/Mürzhofen, Leoben/Göß, Gratkorn/Hart, Spielfeld und Eppenstein Messungen mit einem mobilen High-Volume-Sammler durchgeführt.
Zahlreiche weitere Sondermessprogramme zur Erfassung der Luftgüte konnten 2009 abgeschlossen bzw. als Bericht veröffentlicht werden.
Aktuelle Projekte des Jahres 2009:
- EMIKAT Steiermark
Die ständig wachsenden Datensammlungen für Emissionskataster verschiedenster Verursachergruppen erfordern die Unterstützung des Datenmanagements durch geeignete Werkzeuge. Das Austrian Institute of Technology (AIT) hat ein geeignetes Datenmanagement und Expertensystem unter dem Namen "emikat.at" entwickelt . Im Jahr 2009 wurden die Adaptierung des Systems an die Anforderungen in der Steiermark sowie die Datenübernahme auf das System durchgeführt. - Betriebsanlagen-Emissionskataster Steiermark neu
ist ein weiterer Schritt zur möglichst vollständigen Erfassung der Schadstoffemissionen in der Steiermark. Neben der Aufnahme von Heizungs- und Abluftanlagen ist nun durch Umstellungen in der Datenerhebung und -verarbeitung auch eine Erfassung diffuser Staubemissionen in den Betrieben möglich. - Immissionskataster Steiermark
Aufbauend auf die zur Zeit in Arbeit stehenden Emissionskataster für die verschiedenen Quellgruppen ist die Erstellung eines landesweiten Immisssionskatasters geplant. Ziel ist die flächenmäßige Darstellung der Schadstoffbelastung an Stichstoffoxiden und Feinstaub auf der Basis aufwendiger Simulationen mit komplexen numerischen Strömungs- und Ausbreitungsmodellen. Aufgrund der extrem hohen Rechnungszeiten ist dafür ein Zeitraum von mehreren Jahren vorgesehen. - Weiterentwicklung numerischer Ausbreitungsmodelle
verfolgen das Ziel künftige Genehmigungsverfahren mit möglichst guter Genauigkeit in einem vernümftigen Zeitrahmen abwickeln zu können. Im Referat für Luftgüteüberwachung stehen zwei an der TU-Graz entwickelte numerische Modelle zur Verfügung. Im Jahr 2009 wurde erstmals eine umfangreiche Beschreibung des Lagrange´schen Ausbreitungsmodells GRAL erstellt und die Ergebnisse der Validierung dokumentiert. - PMInter
Die Schwerpunkte dieses grenzüberschreitenden Projektes liegen zunächst in der Erfassung der Partikelkonzentration im Gebiet der Südlichen Ost- und Weststeiermark, der Region Maribor sowie dem südlichen Teil von Kärnten. Darüberhinaus sollen Staubinhaltsstoffe und deren Herkunft bestimmt werden sowie neue Messverfahren zum Einsatz kommen. Auch Modellrechnungen zur Ausbreitung bzw. Partikelbelastung sind geplant. - KLIMARK, Projektgruppe Klimaschutz in der Steiermark
Diese landesinterne Projektgruppe wurde 2009 gebildet, um die Umsetzung des Klimaschutzplanes vorzubereiten und ein Netzwerk aufzubauen, dass eine möglichst große Handelseffizienz ermöglicht. - Nasse Deposition in der Steiermark
Dieses Projekt untersucht den Nährstoffeintrag in den Boden durch bestimmte Inhaltsstoffe des Regenwassers sowie die daraus resultierenden möglichen Veränderungen naturnaher, nährstoffarmer Biotope. (Download)
Themenschwerpunkte des Jahres waren die Vorbereitung zur Einführung von Umweltzonen, die Überprüfung von Kaminöfen in Baumärkten, die Analyse der PM10-Trends der letzten drei Jahre, der Fristerstreckungsantrag für die Einhaltung der Grenzwerte und die Statuserhebung für NO2 in Graz.
Im fixen Immissionsmessnetz wurden 2009 einige Änderungen erforderlich bzw. angedacht, die einerseits die Standorte und andererseits die Ausstattung mit Messgeräten betreffen.