Luftgütemessungen Steiermark Jahresbericht 2010
Im Jahr 2010 waren nach den sehr positiven Entwicklungen der Vorjahre generell wieder höhere Luftschadstoffbelastungen zu verzeichnen. Als positiv kann gewertet werden, dass durch den langfristig fallenden Trend die gemessenen Konzentrationen aber weiterhin durchwegs unter dem Niveau der Jahre vor 2005 lagen. Im Vergleich mit diesen Jahren machen sich die bereits umgesetzten bzw. in Umsetzung begriffenen Maßnahmen zur Emissionsreduktion (v.a. Winterdienst, aber auch Hausbrandbereich) doch bereits deutlich bemerkbar.
Die Feinstaubkonzentrationen lagen sowohl hinsichtlich der Grundbelastung als auch der Zahl an Tagesmittelgrenzwert- überschreitungen wieder auf einem merklich höheren Niveau, wobei sich Überschreitungen der IG-L-Grenzwerte nicht nur auf bekannte Problembereiche ( Grazer Becken, Leibnitzer Feld) beschränkten, sondern auch an anderen Standorten und regional sogar flächendeckend ( Sanierungsgebiet Mittelsteiermark) registriert wurden. Hierfür waren vor allem die überdurchschnittlich belasteten Monate Februar und Dezember verantwortlich in denen häufig ungünstige Ausbreitungsbedingungen vorherrschten.
Auch beim Schadstoff Stickstoffdioxid lagen das Grundbelastungsniveau ebenso wie die gemesenen Spitzenkonzentrationen 2010 gegenüber den beiden Vorjahren wieder klar höher. Insgesamt zeigt die Betrachtung der NO2-Jahresmittelwerte seit Mitte der 90er Jahre keinen klaren Trend. 2010 lag hier in einem durchschnittlichen Bereich. Die allgemein ungünstigeren lufthygienischen Bedingungen spiegelten sich auch in den NO2-Tagesmittelgrenzwert- überschreitungen wider. Überschreitungen des Zielwertes des IG-L (80 μg/m³) wurden auch außerhalb von Graz registriert, in Graz traten sie 2010 weit häufiger auf als 2009.
Erhöhte Schwefeldioxidkonzentrationen wurden 2010 neuerlich vor allem im südlichen
Gratkorner Becken registriert und ließen sich wiederum mit der lokalen Papier- und Zellstoffindustrie in Zusammenhang bringen. An den Messstellen Leoben-Donawitz und Hartberg, an denen im Jahre 2009 erhöhte Belastungen auftraten wurden 2010 deutlich niedrigere Maximalwerte registriert.
Die im Dezember in Donawitz gemessenen Kohlenmonoxidkonzentrationen waren dagegen die höchsten registrierten Werte der letzten Jahre. Sie konnten ursächlich auf erhöhte Emissionen der nahen, talaufwärtsgelegenen Schwerindustrie zurückgeführt werden.
Die Ozonkonzentrationen blieben 2010 in der Steiermark wie schon in den beiden Vorjahren unter den Grenzwerten des Ozongesetzes, obwohl im Frühling und Sommer insgesamt durchaus freundliches und überdurchschnittlich temperiertes Wetter vorherrschte.

Informationen über die räumliche Schadstoffverteilung im Untersuchungsgebiet liefern die integralen Messnetze. Zur Erfassung der Staub- bzw. Schwermetalldeposition im Rahmen der
IG-L Grenzwerte-Überwachung werden drei integrale Messnetze (39 Messpunkte) betrieben. Mit 13 Dauermessungen wird in den steirischen Kurorten die Luftqualität permanent kontrolliert. Darüberhinaus wurden im Rahmen des Verfahrens zur Verleihung des "Kurorte-Prädikates" in Köflach Erhebungen nach dem Steiermärkischen Heilvorkommen- und Kurortegesetz durchge- führt. Fünf weitere Messnetze dienen der Erfassung der Feinstaubbelastung im Auftrag der Behörde.
Im Rahmen des EU-Projektes PM-Inter wurde in der Südsteiermark ein Passivsammlermessnetz für Ammoniak NH3 betrieben.
Für weitere Fragestellungen zur Feinstaubbelastung war ein mobiler High-Volume-Sammler zur Konzentrationsbestimmung mit dem gravimetrischen Verfahren an sechs Orten im Einsatz.
Zahlreiche Sondermessprogramme zur Erfassung der Luftgüte konnten 2010 abgeschlossen bzw. als Bericht veröffentlicht werden.
Aktuelle Projekte des Jahres 2010:
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EMIKAT Steiermark
Das Austrian Institute of Technology (AIT) hat ein Datenmanagement- und Expertensystem entwickelt, das unter dem Namen „emikat.at" die Verwaltung von Daten und die Berechnung unterschiedlichster Szenarien für den Emissionskataster unterstützt. Nach der Adaptierung des Systems an die Anforderungen der Steiermark im Jahre 2009 wurden 2010 die Emissions- berechnungen für ein Basisszenario für alle Verursachergruppen durchgeführt, auf Plausibilität geprüft und in einem Raster dargestellt. - Immissionskataster Steiermark
Aufbauend auf den neuen Emissionskataster für die verschiedenen Quellgruppen wird ein landesweiter Immissionskatasters erstellt. Ziel ist die flächenmäßige Darstellung der Stickstoffoxid- und Feinstaubbelastung auf der Basis aufwendiger Simulationen mit komplexen numerischen Strömungs- und Ausbreitungsmodellen. Zur Verkürzung der extrem hohen Rechenzeiten wurde an die deutsche Software Fa. KTT ein Auftrag zur Optimierung des Datentransfers und der Rechenprozesse vergeben, mit dem Ziel durch ein flexibler einsetzbares Modell in Zukunft rascher auf veränderte Rahmenbedingungen bei Projekten reagieren zu können. - Weiterentwicklung numerischer Ausbreitungsmodelle
mit dem Ziel künftige Genehmigungsverfahren mit möglichst guter Genauigkeit in einem vernünftigen Zeitrahmen abwickeln zu können. Im abgelaufenen Jahr 2010 wurde wieder eine umfangreiche Beschreibung desLagrange'schen Ausbreitungsmodells GRAL erstellt, die auch die Ergebnisse der vorgenommenen Validierung dokumentiert.
- PMInter
Die Schwerpunkte dieses grenzüberschreitenden Projektes liegen zunächst in der Erfassung der Partikelkonzentration im Gebiet der Südlichen Ost- und Weststeiermark, der Region Maribor sowie dem südlichen Teil von Kärnten. Darüberhinaus sollen Staubinhaltsstoffe und deren Herkunft bestimmt werden sowie neue Messverfahren zum Einsatz kommen. Auch Modellrechnungen zur Ausbreitung bzw. Partikelbelastung sind geplant.
Weitere Themenschwerpunkte des Jahres 2010 waren die Novelle des IG-L und des
Bundesluftreinhaltegesetzes, die Evaluierung und Überarbeitung des Feinstaubprogrammes 2008 mit dem Ziel eines neuen
Luftreinhalteprogrammes 2011.
Neben der Evaluierung umgesetzter Maßnahmen ( zB. der immissionsgesteuerten VBA) wurden 2010 auch zusätzliche Maßnahmenschwerpunkte gesetzt.
Ein weitere Themenschwerpunkt war der Antrag auf Fristerstreckung für die Einhaltung der Grenzwerte für die Überwachungsgebiete Ballungsraum Graz und die Steiermark ohne Graz.
Im fixen Immissionsmessnetz wurden 2010 einige Änderungen erforderlich, die einerseits die Standorte ( Hartberg, Platte, Pöls) und andererseits die Ausstattung mit Messgeräten betreffen Reduktion des SO2-Messnetzes).
Im Zuge von notwendig gewordenen technischen Erneuerungen in den Messstationen wurden 17 Stationen auf digitale Datenübertragung über UTMS umgestellt.