Luftgütemessungen Steiermark Jahresbericht 2011
Das Jahr 2011 war immissionsseitig vor allem durch eine Zunahme der Feinstaub- und Stickstoffdioxidbelastung im Vergleich zu den Jahren 2008/09 gekennzeichnet. Ursache dafür ist allerdings nicht ein generell steigender Trend der Schadstofkonzentrationen, sondern es sind vielmehr die insgesamt wesentlich ungünstigeren immiss- ionsklimatischen Bedingungen der letzten beiden Jahre.
Die Feinstaubkonzentrationen lagen sowohl hinsichtlich der Grundbelastung als auch der Zahl an Tagesmittel-Grenzwertüber- schreitungen wieder auf einem merklich höheren Niveau, wobei sich Überschreitungen der IG-L-Grenzwerte nicht nur auf bekannte Problembereiche ( Grazer Becken, Leibnitzer Feld) beschränkten, sondern auch an anderen Messstandorten und regional sogar flächendeckend ( Sanierungsgebiet Mittelsteiermark) registriert wurden. In Siedlungsgebieten konnten die Vorgaben 2011 nur an wenigen tendenziell begünstigten Stationen eingehalten werden.
Diese Ergebnisse verdeutlichen einmal mehr die Tatsache, dass aufgrund der topografisch-klimatologischen Ungunstlage in der Steiermark die gesetzlichen Vorgaben betreffend Feinstaub trotz zahlreicher Maßnahmen zur Emissionsreduktion in meteorologisch mäßig ungünstigen Jahren großflächig nicht eingehalten werden können.
Auch beim Schadstoff Stickstoffdioxid war der Trend durchaus mit dem bei PM10 vergleichbar, wobei 2011 vor allem eine höhere Grundbelastung auffiel. Der IG-L - Grenzwert wurde nur ein einziges Mal an der Verkehrsmessstelle Graz-Don Bosco überschritten.
Erhöhte Schwefeldioxidkonzentrationen spielen im allgemeinen nur in der Nähe entsprechend emittierender Betriebe eine Rolle. 2011 beschränkten sich diese weitgehend auf das südliche
Gratkorner Becken und waren zum einen auf erhöte Werksemissionen der lokalen Papier- und Zellstoffindustrie zurückzuführen, zum anderen hatten sie meteorologische Ursachen.
An der Station Leoben-Donawitz wurden im Dezember die höchsten Kohlenmonoxid- konzentrationen der letzten 20 Jahre gemessen, die ursächlich auf erhöhte Emissionen der nahen, talaufwärtsgelegenen Schwerindustrie zurückgeführt werden können.
Die Ozonkonzentrationen blieben auch 2011 in der Steiermark wie schon in den vergangenen drei Jahren deutlich unter den Grenzwerten des Ozongesetzes, da im Sommer die Bedingungen zur ungestörten Ozonbildung nicht gegeben waren. Wetterbestimmende stabile Hochdruckphasen traten eher im Frühjahr und Herbst auf. Nimmt man allerdings den Zielwert des Ozongesetzes als Kriterium, könnte man von einer ungewöhnlich langen "Ozonsaison" - von März bis Mitte Oktober - sprechen.
Neben dem automatischen Luftgütemessnetz waren auch im Jahr 2011 die beiden mobilen Messstationen u. a. im Rahmen zahlreicher Sondermessprogramme und Projekte wieder durchgehend im Einsatz. Ziele der Messungen waren neben der Erhebung der Ist-Situation - teilweise mit Schwerpunktmessungen der PM10-Belastung - die Ermittlung und Überprüfung lokaler Emittenten, sowie Erhebungen nach dem Kurortegesetz.
Publizierte Berichte können über die Homepage des Landes Steiermark unter http://www.umwelt.steiermark.at/ in der Rubrik Luft/Publikationen heruntergeladen werden.
Informationen über die räumliche Schadstoffverteilung im Untersuchungsgebiet liefern die integralen Messnetze. Zur Erfassung der Staub- bzw. Schwermetalldeposition im Rahmen der IG-L Grenzwerte-Überwachung werden drei integrale Messnetze (39 Messpunkte) betrieben. Mit 13 Dauermessungen wird in den steirischen Kurorten die Luftqualität permanent kontrolliert. Fünf weitere Messnetze dienen der Erfassung der Feinstaubbelastung im Auftrag der Behörde.
Im Rahmen des EU-Projektes PM-Inter wurde in der Südsteiermark ein Passivsammlermessnetz für Ammoniak NH3 betrieben.
Für weitere Fragestellungen zur Feinstaubbelastung war ein mobiler High-Volume-Sampler zur Konzentrationsbestimmung mit dem gravimetrischen Verfahren an acht Orten im Einsatz.
Aktuelle Projekte des Jahres 2011:
- EMIKAT Steiermark
Das Austrian Institute of Technology (AIT) hat ein Datenmanagement- und Expertensystem entwickelt, das unter dem Namen „emikat.at" die Verwaltung von Daten und die Berechnung unterschiedlichster Szenarien für den Emissionskataster unterstützt. Nach der Adaptierung des Systems an die Anforderungen der Steiermark im Jahre 2009 wurden 2010 die Emissions- berechnungen für ein Basisszenario für alle Verursachergruppen durchgeführt, auf Plausibilität geprüft und in einem Raster dargestellt. -
Beanka
Ein weiterer Schritt zur möglichst vollständigen Erfassung der Schadstoffemissionen in der Steiermark stellt der Betriebsanlagen Emissionskataster (BEANKA) dar, der bislang 185 Betriebsanlagen umfasste. 2011 wurden die Daten von knapp 300 geförderten Biomasseanlagen in die Datenbank aufgenommen. -
Immissionskataster Steiermark
Aufbauend auf den neuen Emissionskataster für die verschiedenen Quellgruppen wird ein landesweiter Immissionskatasters erstellt. Ziel ist die flächenmäßige Darstellung der Stickstoffoxid- und Feinstaubbelastung auf der Basis aufwendiger Simulationen mit komplexen numerischen Strömungs- und Ausbreitungsmodellen. Aufgrund der extrem hohen Rechenzeiten ist für die Simulation mit der gewünschten Auflösung eine Unterteilung der Steiermak in 23 Einzelregionen erforderlich. 2011 konnte die Berechnung der dreidimensionalen Strömungsfelder abgeschlossen werden. Für 12 Gebiete wurden erste Berechnungen fü NO2 fertig gestellt. Prinzipiell zeigen die Berechnungen eine zufriedenstellende Übereinstimmung mit den Messungen. Darüberhinaus lassen sie aber auch wertvolle Rückschlüsse auf den zugrunde liegenden Emissionskataster zu und können mögliche Fehlerquellen bezüglich Datenbasis und Berechnungen aufdecken. -
Weiterentwicklungen numerischer Ausbreitungsmodelle
auf Basis der Verbesserungen in der Computertechgnik mit dem Ziel künftige Genehmigungsverfahren mit möglichst guter Genauigkeit in einem vernünftigen Zeitrahmen abwickeln zu können. Im Jahr 2011 wurde eine graphische Benutzeroberfläche für das Modellsystem GRAMM/GRAL entwickelt , die es ermöglicht ein Projekt in etwa der halben Zeit mit besserer Qualitätssicherung aufzusetzen. - PMInter
Die Schwerpunkte dieses grenzüberschreitenden Projektes von Slowenien, Kärnten und der Steiermark, das im 2. Halbjahr 2010 startete, liegen zunächst in der Erfassung der Partikelkonzentration im Gebiet der Südlichen Ost- und Weststeiermark, der Region Maribor sowie dem südlichen Teil von Kärnten. Darüberhinaus sollen Staubinhaltsstoffe und deren Herkunft bestimmt werden sowie neue Messverfahren zum Einsatz kommen. Auch Modellrechnungen zur Ausbreitung bzw. Partikelbelastung sind geplant. Die Steiermark beteiligt sich an diesem Projekt hauptsächlich mit der Durchführung von Luftgütemessungen, dem Einbringen von Expertisen ( z.B. Luftreinhalteprogramm Steiermark 2011), der Information der Bevölkerung über die Schadstoffimmissionen im Grenzgebiet von Slowenien und der Steiermark sowie der Finanzierung von Arbeiten, die von anderen Projektpartnern durchgeführt werden. Erste Ergebnisse liegen nun vor (s.a. Mobile Messung in Kaindorf an der Sulm; Passivsammlermessnetz für Ammoniak). - Auswirkungen der Emissionen aus dem Plabutschtunnel
Eine Anfrage des Umweltamtes der Stadt Graz betreffend die aktuelle Schadstoffbelastung im Bereich der Tunnelportale bzw. mögliche Änderungen der Luftqualität bei Abführung der Tunnelluft über die Lüftungsschächte waren der Anlass dieses Projektes.
Weitere Themenschwerpunkte des Jahres 2011 waren das {url:6:'Luftreinhalteprogramm 2011 '}und das Programm nach § 9a IG-L auf Basis der Evaluierung und Überarbeitung des Feinstaubprogrammes 2008, sowie die Umsetzung nachstehender Maßnahmen.
- Änderungen zur VBA-Umwelt in der Steirischen VBA-Verordnung (LGBl 87/2011)
- Zweitheizungsverbot (Novelle der Steirischen Feuerungsanlagen-VO LGBl 96/2011, § 3a)
- Maßnahmenschwerpunkte 2011
- BrauchtumsfeuerVO (LGBl 22 /2011)
- Fristerstreckung für die Einhaltung der Grenzwerte für NO2
Im fixen Immissionsmessnetz waren 2011, im Gegensatz zu den vergangenen Jahren in denen größere Adaptierungen des Messnetzes durchgeführt worden sind, die Veränderungen nur geringfügig. Das Messstellennetz veränderte sich nicht. Es kam lediglich zur Adaptierung der Ausstattung an einigen Stationen.