Luftgütemessung Steiermark - Jahresbericht 2022

Die positive Entwicklung bei der Belastung mit Luftschadstoffen setzte sich auch nach drei gering belasteten Vorjahren im Jahr 2022 in der Steiermark fort, was sich besonders in den Immissionen der beiden Leitschadstoffe Feinstaub und Stickstoffoxide zeigte.
Für den Schadstoff Feinstaub PM10 konnten zum nunmehr bereits vierten Mal hintereinander sowohl die Vorgaben der Europäischen Richtlinie 2008/50/EG über Luftqualität und saubere Luft für Europa [EG 2008] als auch die strengeren nationalen Vorgaben des Immissionsschutzgesetzes-Luft [BGBl 1997] an allen steirischen Messstellen eingehalten werden.
Bereits zum dritten Mal war dies auch für Stickstoffdioxid NO2 der Fall. Dazu konnte das Niveau des durch die coronabedingten Lockdowns und Emissionsreduktionen geprägten Jahres 2020 gehalten bzw. sogar unterboten werden, was gerade für die Schadstoffgruppe der Stickstoffoxide nicht unbedingt zu erwarten war.
Trotz der durch die sinkenden Immissionen einhergehenden Abschwächung der früher so deutlichen räumlichen Differenzierung der Belastungen bleiben regionale Unterschiede. Der vergleichsweise gut durchlüfteten und entsprechend geringbelasteten alpinen Obersteiermark steht das meteorologisch benachteiligten und besiedelungsbedingt auch von höheren Emissionen betroffene südöstlichen Al-penvorland im Lee des Steirischen Randgebirges mit erhöhten Luftschadstoffkonzentrationen gegenüber. Aber auch in diesem Landesteil treten die bei den staubförmigen Luftschadstoffen früher flächigen Belastungen zunehmend in den Hintergrund und beschränken sich auf wenige Gebiete, wie es bisher nur bei den gasförmigen Luftschadstoffen der Fall war.
Die höchsten Immissionen werden aufgrund der Siedlungsdichte und den damit verbundenen anthro-pogenen Emissionen in Verbindung mit der ausbreitungsarmen Beckenlage weiterhin im Großraum Graz gemessen. Mit der Bilanz der Jahre 2019 bis 2022 ist aber die Zuversicht erlaubt, dass künftig ein durchgehendes Einhalten der Vorgaben der Luftqualitätsrichtlinie sowie des zum Teil strengeren Immissionsschutzgesetzes-Luft unter normalen Bedingungen erwartet werden kann.
Neben dem Grazer Becken tendenziell höher belastet und in Bezug auf - mittlerweile nur mehr temporär auftretende - Grenzwertüberschreitungen bei Feinstaub PM10 anfällig sind weiterhin das südlich anschließende Untere Murtal bis Bad Radkersburg und in reduziertem Maß Siedlungszentren der West- und Oststeiermark wie das Köflach-Voitsberger Becken oder die Bezirkshauptstädte Weiz oder Hartberg. Hier werden entsprechende Konzentrationen allerdings nur mehr temporär und auf deutlich reduziertem Niveau registriert, meist in Folge ungünstiger Ausbreitungsbedingungen in Verbindung mit erhöhter regionaler bis überregionaler Grundbelastung.
Aufgrund der Emissionen aus der lokalen Papier- und Zellstoffindustrie war das Gratkorner Becken auch 2022 wieder die durch Schwefeldioxid SO2 Immissionen am stärksten belastete Region des Landes. Die höchsten Konzentrationen wurden wie üblich an der Messstellen Straßengel Kirche in erhöhter Lage im Bereich der südlichen Beckenumrahmung registriert. Insgesamt blieben die Immissionen aber merklich unter dem Niveau der letzten Jahre.
In der Obersteiermark blieben die gemessenen Primärschadstoffkonzentrationen auch im Jahr 2022 durchwegs und sehr deutlich innerhalb der Vorgaben des IG-L, das Niveau der Vorjahre konnte generell gehalten werden. Überschreitungen des Grenzwertes für den PM10-Tagesmittelwert blieben in einer sehr überschaubaren Größenordnung, das ist in diesem Landesteil aber schon seit rund 10 Jahren der Fall.
Gegenläufig zum - auch lokalen - Trend der Luftschadstoffkonzentrationen wird mittels des im Raum Leoben-Donawitz in der zentralen Mur-Mürz-Furche im Einflussbereich der lokalen Eisen- und Stahlindustrie betriebenen Staub- und Schwermetall-Depositionsmessnetz nunmehr schon das zweite Jahr ein deutlicher Anstieg der Werte erhoben. Der IG-L - Grenzwert für die Gesamtstaubdeposition wurde auch heuer wieder an mehreren siedlungsrelevanten Messpunkten überschritten, wobei die gemessenen Jahresdepositionen wie schon 2021 deutlich über dem Niveau der Vorjahre lagen.