Erhebung von Geruchsemissionen in der Praxis zur Ableitung von Geruchsemissionsfaktoren
Zwischenbericht Projekt OdourS II - Ergebnisse Geflügelbetriebe
Im Rahmen landwirtschaftlicher Bau- und Beschwerdeverfahren ist die Verwendung von computerunterstützten Ausbreitungsrechnungen, zur Abschätzung von Geruchsimmissionen im Bereich der umgebenden Nachbarschaft, in vielen Bundesländern mittlerweile Stand der Technik. Wesentliche Parameter zur Eingabe in Softwareprogramme für
Geruchsimmissionsberechnungen sind die Geruchsemissionsfaktoren der zu betrachtenden Nutztierart(en).
Im gegenständlichen Projekt wurden - ergänzend zu den langjährigen Untersuchungen zu Geruchsemissionen von Mastgeflügel im Forschungsstall der HBLFA Raumberg-Gumpenstein - erstmals in Österreich systematische Geruchserhebungen bei Legehennen- und Mastgeflügelbetrieben in der Praxis durchgeführt.
Für Geruchsausbreitungsberechnungen von Legehennen- und Mastgeflügelbetrieben standen bis dato die Emissionsfaktoren der VDI-Richtlinie 3894 Blatt 1 sowie jene des Berichts Nr. Lu-01-2021 des Amtes der Stmk. Landesregierung zur Verfügung. Da es sich hier zum Teil um Zahlenmaterial handelt das vor mehr als 10 Jahren publiziert wurde, war es erforderlich, den zwischenzeitlichen Entwicklungen im Stallbau und dem routinemäßigen
Einsatz von etablierten Emissionsminderungsmaßnahmen in einer breit angelegten Praxiserhebung Rechnung zu tragen. Durch die HBLFA Raumberg-Gumpenstein wurden seit 2011 zahlreiche Berichte zu Geruchsemissions- untersuchungen in der Mastgeflügelhaltung in DaFNE, der Forschungsplattform des Bundesministeriums für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft, veröffentlicht. Diese Ergebnisse sind jedoch nur bedingt auf die aktuelle, in vielerlei Hinsicht verbesserte Situation in der Praxis, übertragbar; die Forschungsstallungen am Standort Gumpenstein besitzen bspw. keine Bodenheizung zur Trockenhaltung des Einstreu-/Kotgemisches und es steht auch keine Vernebelungsanlage zur Staub- und Geruchsminderung zur Verfügung. Auch aus diesem Grunde war es zielführend Stallungen in der Praxis, die dem heutigen Stand der Technik entsprechen, versuchstechnisch
genauer unter die Lupe zu nehmen.
Insgesamt wurden drei Legehennen- und drei Mastgeflügelbetriebe in der Steiermark 42 Mal geruchstechnisch untersucht. Pro Emissionsquelle und Untersuchungstag wurden jeweils drei Geruchsprobensäcke gezogen - der Mittelwert aus der olfaktometrischen Analyse fand in weiterer Folge Eingang in die Ableitung der Emissionsfaktoren. Ergänzend zu den Probenziehungen wurden jeweils die Temperatur, die Luftfeuchtigkeit sowie der Ammoniakgehalt
des Abluftvolumenstroms protokolliert und das aktuelle Alter, das Gewicht und die Anzahl der Tiere im Stall aufgezeichnet.
Im Konsens mit der Abteilung 15 des Amtes der Steiermärkischen Landesregierung, dem Auftraggeber der vorliegenden Studie, sollen die Ergebnisse in die Überarbeitung und Aktualisierung des Berichts Nr. Lu-01-2021 [5] einfließen. Im Konkreten geht es um die Definition eines bestimmten „Typs" von Legehennen- und Mastgeflügelstall, der im Einreichprojekt eine eiweißangepasste Fütterung mit emissionsmindernden Maßnahmen (adäquate Einstreu, Fußbodenheizung, Sprühnebelanlage bei Mastgeflügel; Kotbandbelüftung, Intervall der Kotabfuhr/Woche in der Legehennenhaltung) kombiniert. Treffen diese Voraussetzungen zu, soll es in Zukunft möglich sein, derartige Stallungen im Rahmen von Behördenverfahren mit niedrigeren Geruchsemissionsfaktoren zu bewerten als den derzeit
vorgeschlagenen - damit wird einer Geflügelhaltung, die auf den aktuellen Erkenntnissen zu Ernährung, Stallbau und Emissionsminderung fußt, Rechnung getragen.