ORTSBILD BAD RADKERSBURG
Rechtskräftiges Ortsbildschutzgebiet |
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VO-Datum | LGBl.Nr. | Stück | Jahr | Verlautbarung |
11.06.1979 | 40 | 10 | 1979 | 26.06.1979 |
Die zugleich mit den Stadtgründungen von Friedberg, Hartberg und Fürstenfeld im 13. Jh. entstandene planmäßige Neuanlage auf einer von Seitenarmen der Mur umschlossenen Insel bot ideale Voraussetzungen für die Kontrolle des wichtigen Straßenüberganges bzw. der strategisch wichtigen Pforte zwischen den Windischen Büheln und den Klöcher Bergen. Sie legte die heute noch erkennbaren Verteidigungsgrenzen der Stadt in Form eines verzogenen Fünfecks fest. Bestimmend für die Entwicklung der Stadt waren Größe und Anordnung der Bauparzellen, die auch heute noch klar die ursprüngliche Anlage zeigen.
Wesentlich für das Erscheinungsbild der Stadt ist der Wehrmauerring, der sie fast lückenlos umgibt. Wenn auch das murseitige Grazertor und das am Nordausgang der Langgasse gelegene Ungartor in der 2. Hälfte des 19. Jhs. abgebrochen wurden, ist der bis 4 m hohe und 1 m breite Steinmauerverband der mittelalterlichen Stadtbefestigung noch weitgehend erhalten. Diese Stadtmauer aus der Zeit um 1300 lässt sich vor allem anhand der unmittelbar anschließenden Wirtschaftsbauten und Häusergruppen in ihrem gesamten Verlauf verfolgen. Die mittelalterliche Stadt war durch 9 Türme geschützt, von denen bis heute noch 5 erhalten blieben - 3 an der Westflanke, einer im Südosteck der Umfassungsmauer, sowie der Stadtturm. Die Nordostecke wurde ursprünglich durch eine eigene Stadtburg, den "Tabor" befestigt.
Die stets wachsende Türkenbedrohung zwang das Land im 16 Jh. zu einer planmäßigen Verstärkung aller Wehranlagen im Grenzraum des Reiches. Zum Bau dieses Festungsgürtels, dessen Hauptstützpunkte die Städte Graz, Feldbach, Fürstenfeld, Radkersburg und Varazdin bildeten, holten die Landstände oberitalienische Baumeister ins Land. Die Stadt Radkersburg erhielt unter der Leitung des Hofbaumeisters Domenico dell' Allio einen erweiterten Schutzgürtel von mächtigen Basteien und Wällen, die zum Großteil noch heute bestehen. Bis zur Aufhebung der Reichsfestung Radkersburg (1572 bis 1775) war sie von einem Wassergraben umgeben, der jetzt die breite grüne Umrahmung der Stadt bildet.
Die Häuserzeilen der Stadt stehen durchwegs traufseitig zu den Gassen und Plätzen und werden durch Satteldächer geschützt. Die schlichten Fassadengliederungen stammen zum Großteil aus dem 19. Jh., da die einstigen Renaissance- und Barockzierrate fast zur Gänze den Brandkatastrophen, die Radkersburg bis zum Ende des 18. Jhs. immer wieder heimsuchten, zum Opfer fielen. Sie bilden in ihrer Gesamtheit, wie sie sich Haus an Haus in stets variierter lebendiger Form der Proportionen, der Gliederungen, der Details an Fensterläden und Toren aneinanderschließen, ein nahezu ungestörtes Ensemble, das in der Steiermark sonst kaum mehr zu finden ist.
Die Abgrenzung des Schutzgebietes umfasst die historische Altstadt mit dem Stadtgraben. Einbezogen ist auch das Vorfeld des Altstadtkernes, der durch Basteien scharf abgegrenzt ist und die landschaftliche Einbindung der mittelalterlichen Bebauung erkennen lässt.
Quelle: G. Axmann, K. Gartler & U. Werluschnig, 1994, Ortsbildschutz Steiermark 1977-1994
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