ORTSBILD HARTBERG
Rechtskräftiges Ortsbildschutzgebiet |
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VO-Datum | LGBl.Nr. | Stück | Jahr | Verlautbarung |
24.02.2003 | 26 | 7 | 2003 | 11.04.2003 |
Allgemeines
Hartberg liegt auf einer niedrigen Geländeterrasse, die im Nordwesten mit dem Hang zum Ringkogel verbunden ist. Dieser fast 800 m hohe „Hausberg" im Nordwesten der Stadt war schon in prähistorischer Zeit über eine längere Phase von Kelten besiedelt. Die rund um den Ringkogel laufenden konzentrischen ringförmigen Wehranlagen gaben dem Berg seinen Namen und sind immer noch deutlich an den Hängen des Kogels im Wald erkennbar. Die Geländeterrasse, auf welcher der größte Teil des mittelalterlichen Zentrums von Hartberg angelegt wurde, war auch zumindest zur Römerzeit bereits besiedelt, wovon Funde von Hypokausten aus der Zeit um 200 nach Christus unter der Stadtpfarrkirche zeugen.
Das heutige Hartberg wurde allerdings erst 1125 bis 1128 gegründet und planmäßig angelegt. Eine mittelalterliche Wehrmauer mit runden bzw. halbrunden Türmen umschließt die Stadt mit ihrem trapezförmigen Grundriss. Für die Grundrissform ist offenbar die Topographie, die Form der Terrasse verantwortlich. Am höchsten Punkt im Nordwesten der Terrasse wurde das Schloss angelegt, das über eine eigene Wehranlage verfügte und zu dem offenbar der westliche Sektor der heutigen Altstadt mit der Herrengasse gehörte. An einer signifikanten Geländekante im Süden stehen die Stadtpfarrkirche und der berühmte romanische Karner. Ursprünglich verlief hier bereits die südliche Wehrmauer, so dass der Karner, die wohl erste Kirche von Hartberg, offenbar auf Fernwirkung positioniert wurde. Eine Stadterweiterung schloss später den tiefer liegenden Teil der Altstadt entlang der Michaeligasse ein, sodass die spätere Wehrmauer zwischen Ressavarstraße und Michaeligasse verlief. Die Wehrmauer ist heute nur noch in Teilen vorhanden. Im Bereich des Schlosses, dort wo einst eine mittelalterliche Burg stand, sind noch fast 400 m durchgehende Mauer erhalten; weitere Teile finden sich am Nordeck und beim Schölbingerturm. Darüber hinaus finden sich noch Teile der alten Wehranlage in manchen Hauswänden verborgen - insbesondere entlang der Ressavarstraße; es wird ein Ziel der künftigen Ortsbildpflege sein, diese unbedingt zu erhalten und wieder freizulegen, um ihren historischen Kontext zu visualisieren.
Charakteristika des Ortsbildes
Jeder auf der heutigen Wechselbundesstraße zwischen Graz und Wien Reisende nimmt die Altstadt von Hartberg durch den markant aufragenden Barockhelm der Stadtpfarrkirche schon von weitem wahr. Dieser Turm gehört zu den interessantesten und best gestalteten Barocktürmen. Im unmittelbaren Nahbereich entlang der Ressavarstraße kommen noch der romanische Karner und die umgebenden Häuser mit ihren Ziegeldächern dazu, die durch ihre Höhenstaffelung von der Bundesstraße über die schon etwas höher liegende Michaeligasse bis zu den Bauten auf dem Niveau des Hauptplatzes ein besonders reizvolles Ortsbild ergeben, das es unbedingt zu erhalten und an manchen Stellen auch noch zu verbessern gilt. Heute hat sich der Verkehr weitgehend auf die weiter südlich verlaufende Südautobahn verlagert. Von dort fällt von weitem zunächst der Ringkogel hinter Hartberg mit seiner aufragenden Warte auf, unter dem allerdings dann aus kürzerer Distanz von der Autobahn auch wieder der Barockturm der Stadtpfarrkirche von Hartberg und das Ensemble des historischen Zentrums der Stadt als Ortsbild von außen in Erscheinung tritt. Bei einem Fußweg durch den Stadtpark an der Westseite der Altstadt staffeln sich mit Bruchsteinenmauern befestigte Terrassen nach Norden und vor allem zum Verlauf der Wehrmauer, so dass eine Art Glacis spürbar wird, das später zu einem Grünraum umgewandelt wurde. Im oberen Bereich grenzt an diesen Stadtpark die hohe noch erhaltene Mauer mit dem Reckturm und dem Schloss. Im Norden des Zentrums verläuft die Brühlgasse fast über die gesamte Strecke in einem schmalen Taleinschnitt mit einem begrünten steilen Hang als Fuss der Wehrmauer im Süden, die hier bis zur Presslgasse reicht. Weiter östlich bis zu dem Mauerrest am Nordeck der Altstadt gibt es zwar noch die Böschung, nicht aber die Mauer. Auch im Osten beim ehemaligen Wienertor fehlt die Mauer. Erst beim Schölbingturm wird zunächst durch den Stadtgraben und dann durch den Wehrturm die Wehrhaftigkeit des historischen Zentrums wieder sichtbar; hier sind auch Reste der Mauer im Anschluss an den Turm erhalten geblieben. Auf den Hang im Norden der Stadt führen mehrere Wege bzw. Treppen und auch Straßen. Von vielen Punkten aus hat man hier einen sehr schönen Ausblick auf die Dächer der Altstadt von Hartberg und bei klarem Wetter über das steirische Hügelland bis zu den Vulkankegeln des Thermenlandes und bis hinein in die pannonische Tiefebene. Besonders ungestört und bequem hat man diesen Blick vom Luger-Gästehaus, das auch von vielen Auswärtigen aufgesucht wird. Es fällt von hier auf, dass die Ziegeldachlandschaft im Zentrum noch weitgehend einheitlich ist. Von diesem Gästehaus ausgehend muss das Sichtdreieck zu den äußeren Ecken des historischen Zentrums von störender Verbauung freigehalten werden. Es sollte aber auch sonst eine höhere bzw. dichtere Verbauung des gesamten Hanges im Norden der Stadt vermieden werden. Insbesondere die derzeitige starke Begrünung, die auch zwischen Bauten vermittelt, die eigentlich nicht gut miteinander harmonisieren, und manchen Störfaktor entschärft, sollte nach Möglichkeit in vollem Umfang erhalten bleiben. Der Hauptplatz hat eine annähernd rechteckige Form, die sich allerdings im Laufe der Jahrhunderte etwas verändert hat. So war ursprünglich der Hauptplatz vom Raum um die Stadtpfarrkirche getrennt und erst im 19. Jahrhundert rückte die Kirche durch den Abbruch der trennenden Häuserzeile an den Platz.
Begründung für die Schutzgebietsabgrenzung
Die Grenzziehung sieht im Wesentlichen nur den Schutz des historischen Zentrums von Hartberg vor. Es wird also ein geschlossenes Ensemble zum Objekt des Schutzes gemacht. Daher wurden auch nicht die Straßenräume in den Randzonen mit ihren angrenzenden Parzellen auf beiden Seiten eingeschlossen, sondern über weite Strecken eine Grenze entlang von Straßen gewählt. Nur im Südwesten sieht der Vorschlag auch die Einbeziehung des Kernstockplatzes und des Kapuzinerklosters sowie im Nordosten die Einschließung einiger Bauten (Bezirkshauptmannschaft) auf der gegenüberliegenden Seite der Straße vor. Damit sind weitgehend die unmittelbaren Vorfelder der ehemaligen Wehranlage in das Schutzgebiet einbezogen.
- STADTGEMEINDE HARTBERG (Homepage)
- LUFTBILD (digitaler Atlas)