Strahlenschutz – Notfallmanagement
Radiologische Ereignisse in Kernkraftwerken und anderen kerntechnischen Anlagen
Notfallmanagement

Weltweit sind derzeit (Stand September 2024) 415 Reaktorblöcke in Kernkraftwerken in Betrieb. Davon befinden sich 166 Reaktorblöcke in Europa. Neun Kernkraftwerke mit insgesamt 20 Reaktor-blöcken sind weniger als 200 km von Österreichs Grenzen entfernt. Alle deutschen Kernkraftwerke sind seit April 2023 stillgelegt.
Andere kerntechnische Anlagen sind beispielsweise Zwischenlager für abgebrannte Brennelemente aus Kernkraftwerken.
Radiologische Notfälle sind zwar sehr selten, aber wie der katastrophale Unfall in Fukushima deutlich gemacht hat, nicht auszuschließen.
In einem radiologischen Notfall wie nach einem Unfall in einem grenznahen Kernkraftwerk sind daher auf Bundes- und Landesebene Vorkehrungen zu treffen, um rasch und effizient Maßnahmen zum Schutz der Bevölkerung und der Umwelt durchzuführen.
Bei einem grenznahen schweren KKW-Unfall wird die betroffene Bevölkerung über das österreichweite Sirenen- und Alarmsystem alarmiert. Die Warnung erfolgt durch einen gleichbleibenden Dauerton von drei Minuten. Der eigentliche Alarm erfolgt durch einen einminütigen auf- und abschwellenden Heulton, der die Bevölkerung dazu auffordert, Gebäude aufzusuchen.
Bei einem radiologischen Notfall ist die regelmäßige und umfassende Information der Bevölkerung durch die Behörden besonders wichtig für ein effektives Notfallmanagement.
Genauere Informationen über die herannahende Gefahr erfolgen dann über Fernsehen und Radio, wobei auch weitere Verhaltensmaßnahmen bekannt gegeben werden. Zusätzlich gibt es aktuelle Meldungen der Landeswarnzentrale Steiermark, der Notfallwebseite des BMK und offiziellen Meldungen in sozialen Medien. Für telefonische Anfragen können die Behörden kurzfristig Call-Center aktivieren. Die Telefonnummern werden in diesem Fall umgehend bekannt gegeben.
Das österreichische Strahlenfrühwarnsystem verfügt über mehr als 300 Stationen, an denen automatisch und kontinuierlich die äußere Strahlung (Gamma-Ortsdosisleistung ODL) gemessen wird.
Die aktuellen Messwerte werden online an die Zentrale im Bundesministerium in Wien übertragen und ausgewertet. Dort sind die Werte auch für andere zuständige Institutionen in Bund und Land, wie zum Beispiel die Landeswarnzentralen, zugänglich.
Die aktuellen Messwerte von 111 Stationen des Strahlenfrühwarnsystems können Sie auf dieser Website abrufen. Die hier angezeigten Stationen sind eine repräsentative und flächendeckende Auswahl von Standorten in allen Bezirkshauptstädten, Orten in Grenznähe sowie einigen Höhenstationen.
Ein Teil dieser Werte ist seit vielen Jahren auch im ORF-Teletext auf der Seite 623 zu finden.
Schutzmaßnahmen können die Auswirkungen eines schweren KKW-Unfalls zwar nicht auf null reduzieren, aber die Strahlenbelastung der Bevölkerung stark vermindern. Aufgrund der internationalen und bilateralen Informationsabkommen wird Österreich frühzeitig - noch vor einer tatsächlichen Freisetzung radioaktiver Stoffe in die Umwelt - alarmiert.
Bei Eintreffen radioaktiver Luftmassen erfolgt die Strahlenbelastung durch externe Strahlung, durch Einatmen radioaktiver Stoffe oder durch Konsum von kontaminierten Lebensmitteln. Je nach Art und Ausmaß der Gefährdung werden Schutzmaßnahmen empfohlen.
Detaillierte Informationen des BMK zur Notfallvorsorge in Österreich für radiologische Notfälle finden sie hier.
Welche Schutzmaßnahmen erforderlich sind, hängt von der Höhe der Strahlenbelastung ab. Im Notfall erfolgt eine Bewertung der radiologischen Lage durch die Strahlenschutzbehörden des Bundes. Die österreichischen Strahlenschutzbehörden informieren darüber, ob und wenn ja, in welchen Gebieten und für welchen Zeitraum Schutzmaßnahmen erforderlich sind.
Das Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung hat ein entsprechendes Rundschreiben an alle Bildungsdirektionen gesendet.
Das aktuelle Rundschreiben Schritt-für-Schritt Anleitung für den radiologischen Notfall - Strahlenschutz an Schulen, Rundschreiben Nr.: 18/2023 finden sie hier.
Strahlenschutzseiten des BMK
Zur Vorbereitung auf einen radiologischen Notfall in Österreich hat das BMK ausführliche Informationen auf seine Websites gestellt.
- Radiologisches Notfallmanagement
- Notfallvorsorge in Österreich für radiologische Notfälle
- Schutzmaßnahmen in der Landwirtschaft
- Häufig gestellte Fragen zu Unfällen in Kernkraftwerken und deren möglichen Auswirkungen auf Österreich
Zivilschutzverbandes Steiermark
Auf der Homepage des Zivilschutzverbandes Steiermark finden sie die folgenden Ratgeber:
Bundesministerium für Inneres
Den Strahlenschutzratgeber des BM.I „Verhalten bei Kernkraftwerksunfällen, Anleitung für vorbeugende Maßnahmen" finden Sie hier.
Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit GmbH (AGES)
Informationen der AGES zur nuklearen Notfallvorsorge finden Sie hier.
Grenznahe Kernkraftwerke und Lagerstätten
Das Risiko, das ein Kernkraftwerk oder eine Lagerstätte für radioaktive Abfälle für Österreich darstellt, wird von der Wahrscheinlichkeit der Freisetzung radioaktiver Stoffe, der Entfernung sowie von der Wetterlage bestimmt. Grundsätzlich nimmt das Risiko radioaktiver Verstrahlung mit der Entfernung ab. Im 200 Kilometer-Radius rund um Österreich sind 23 Reaktoren in Betrieb. Einen Überblick über Grenznahe Kernkraftwerke und Lagerstätten finden Sie hier.
Kernenergie in der EU
In 12 der 27 Mitgliedstaaten der Europäischen Union werden derzeit 100 Kernkraftwerke betrieben. Einen Überblick über die Kernenergie in der EU finden Sie hier. Eine Übersichtkarte wird vom Umweltbundesamt zur Verfügung gestellt.
Radioaktivität und Strahlung in Österreich
Zur Überwachung Österreichs auf radioaktive Kontamination werden ein Strahlenfrühwarnsystem und ein laborgestütztes Überwachungssystem betrieben. Das Strahlenfrühwarnsystem dient der raschen Erkennung großräumiger radioaktiver Kontaminationen. Das laborgestützte Überwachungssystem besteht aus Messlabors der AGES und dient der Ermittlung der Radioaktivität in Lebensmitteln und Umweltproben. Den aktuellen Bericht „Radioaktivität und Strahlung in Österreich 2023" finden Sie hier.
Umweltmonitoring Steiermark
Zwischenfälle in Kernkraftwerken mit Emissionen von radioaktiven Stoffen können auch das Bundesland Steiermark betreffen. Derartige Kontaminationen können durch das Radiologische Umweltmonitoring quantitativ und qualitativ festgestellt und dokumentiert werden.
Dies gilt als Basis für Vergleiche und Abschätzungen eventueller Belastungen, die durch künstliche Radionuklide hinzukommen, die aus den umliegenden kerntechnischen Anlagen emittiert werden.
Zusammen mit den Daten der bundesweiten Radioaktivitätsüberwachung liefern die Ergebnisse des Radiologischen Umweltmonitoring eine umfassende Darstellung der bestehenden Strahlenbelastung in der Steiermark.
Radiologisches Umweltmonitoring Land Steiermark, Ergebnisse 2022
Radiologisches Umweltmonitoring Land Steiermark, Ergebnisse 2023
Lebensmittelüberwachung auf Radioaktivität
In Österreich gibt es seit vielen Jahren eine Lebensmittelüberwachung auf Radioaktivität, die im Wesentlichen aus Folgendem besteht:
- Lückenlose Kontrollen von Wildpilzimporten aus Drittstaaten
- Regelmäßige Kontrolle der Rohmilch von etwa 30 Milchtouren
- Stichprobenartige Kontrolle von sonstigen Produkten (insb. Rind- und Wildfleisch)
- Untersuchung von speziellen Lebensmitteln im Rahmen von Projekten (z.B. Österreichische Wildpilze, Österreichische Seefische)
Strahlenwarnsysteme
Allgemeine Informationen des Umweltbundesamtes zu Strahlenwarnsystemen finden Sie hier.
Nuklearrelevante Verfahren
Einen Überblick über nuklearrelevante Verfahren (Umweltverträglichkeitsprüfung - UVP, Strategische Umweltprüfung - SUP, etc.) werden auf den Seiten des Umweltbundesamtes publiziert.