Innenraumluft
In den letzten Jahrzehnten konzentrierte sich unser Bemühen um saubere Luft vor allem auf die Außenluft. Obwohl wir uns zu mehr als 90 % in Innenräumen aufhalten, machen wir uns wenig Gedanken um deren Luftqualität.
Egal ob Wohnräume, Schulen, Restaurants, Sporthallen, Fahrzeuge etc., wir sollten uns darin behaglich fühlen. Behaglichkeit wird durch zahlreiche Faktoren wie Raumklima, Luftqualität, Licht, Farben, Materialien, Formen, Gegenstände etc. mitbestimmt. Es ist ein Faktum, dass behagliche Räume unter der Voraussetzung, dass dort eine entsprechend gute Luftqualität vorherrscht, unsere Vitalität und Leistungsfähigkeit steigern.
Im letzten Jahrhundert waren es chemische Oberflächenbehandlungsmittel und ausgasende Baustoffe die der Qualität der Innenraumluft und damit auch der Gesundheit der RaumnutzerInnen zusetzten. Heute sind wir bei einigem Bemühen in der Lage Räume für Menschen zu schaffen und zu gestalten, die ein gedeihliches Leben und Wirken in diesen ermöglichen. Häufig ist jedoch die Qualität der Innenraumluft schlechter als jene der "natürlichen" Außenluft. Bei der heutigen Dichtigkeit von Innenräumen ist als wesentliches Kriterium zur Erhaltung bzw. zur Erzielung einer guten Raumluftqualität der Austausch von "schlechter" Raumluft gegen "gute" Außenluft zu sehen. Diesem erforderlichen Luftaustausch (Luftwechsel) wird heute eine viel zu geringe Bedeutung beigemessen.
"Ideale" Innenräume
Was kennzeichnet "ideale Innenräume"? Eine Positiv-Charakterisierung ist nicht so einfach und bleibt meist unvollständig. Hier ein Definitions-Versuch: Es sind Räume die ähnliche Luftqualitäten wie unbeeinträchtigte Außenbereiche aufweisen, diese wurden mit ökologisch hochwertigen Materialien errichtet und ausgestaltet, ihnen steht ausreichend natürliches Licht zur Verfügung und in ihnen stellt sich bei den Raumnutzern ein Behaglichkeitsgefühl ein.
Für die Errichtung und Sanierung von Gebäuden stehen zahlreiche Richtlinien, Richtwerte, Normen, Verordnungen etc. zur Verfügung die allesamt die Gebäudenutzer vor Beeinträchtigungen und Schäden bewahren sollten. Doch ist einiges, was die Qualität von/in Räumen mitbestimmt nicht reglementiert. In diesem Zusammenhang bedarf es noch immer Fingerspitzengefühl und Hausverstand um ideale Gesamtlösungen zu erzielen (idealer Schlaf- und Arbeitsplatz, Vermeidung von Störquellen etc...).
Auf den nachfolgenden Seiten werden Informationen über Regelwerke, Richtlinien, Publikationen u.a.m. angeboten, die sich mit den wesentlichen Raumluft-Qualitätskriterien befassen. Zusätzlich finden Sie links zu den wesentlichen Institutionen die sich mit der Thematik Innenraumluft auseinandersetzen.
Raumluftqualität und Energiesparen (Herbst 2022)
Aufgrund der aktuellen Energiekrise sind wir alle mehr oder weniger stark gefordert den Energieverbrauch auf ein niedrigeres Niveau zu senken. Da macht es schon Sinn sich Gedanken darüber zu machen, welche Maßnahmen am effizientesten sind. Es ist schon wichtig z.B. bei der Beleuchtung auf moderne LEDs umzurüsten, die Beleuchtung nach Verlassen eines Raumes abzuschalten oder Elektrogeräte nicht im Standby Modus zu betreiben. Aber etwa 2/3 des Energieverbrauchs in einem Haushalt verursacht die Erzeugung der Raumwärme. Da zahlt es sich schon aus die Raumtemperatur abzusenken. Jedes Grad weniger an Raumtemperatur bringt rund 6 % an Energieersparnis!
Eine Absenkung der Raumtemperatur ist jedoch nur soweit sinnvoll, solange das Behaglichkeitsgefühl der sich im Raum aufhaltenden Personen erhalten bleibt. Das Deutsche Institut für Normung (DIN) definiert Behaglichkeit als das Gefühl, welches Zufriedenheit mit dem Umgebungsklima ausdrückt. Dieses Gefühl ist von diversen Faktoren wie z.B. Raumluftemperatur, Raumluftfeuchte, Luftbewegung, Luftwechsel etc. abhängig.
An Arbeitsplätzen ist insbesondere darauf zu achten, dass die Leistungsfähigkeit in Bezug auf die Produktivität langfristig und stabil erhalten bleibt. Dafür müssen u.a. die thermischen Behaglichkeitskriterien erfüllt sein. Die Behaglichkeitstemperatur liegt beim Menschen zwischen 20 und 26°C. Im Sommer liegt sie etwas höher, im Winter ist sie etwas niedriger, was auch mit unserer Bekleidung zu tun hat. Die umgebenden Oberflächen (Wände, Fenster, Böden...) sollten einen Temperaturunterschied zur Raumluft von 4°C nicht überschreiten. Die relative Luftfeuchtigkeit liegt im Idealfall zwischen 40 und 60 %, wobei im Sommer die 60 % nicht überschritten und im Winter die 40 % nicht unterschritten werden sollen.
Daher macht es wenig Sinn, sich beim Energiesparen auf einen fixen Wert von z.B. 19°C festzulegen und die anderen Rahmenbedingungen zu ignorieren. Weiters ist darauf zu achten, ob die Tätigkeit im Raum eine sitzende oder eine ist, die mit körperlicher Anstrengung zu tun hat. Wenn die oben genannten Rahmenbedingungen stimmen, kann die Raumtemperatur vielleicht auf 21°C gesenkt werden ohne Leistungseinbußen in Kauf zu nehmen.
Um die Raumluftqualtität auf hohem Niveau zu halten, ist es auch in der kalten Jahreszeit erforderlich die genutzten Räume zu lüften. Stoß- oder Querlüftungen sind dabei vorzuziehen, wobei so viele Fenster wie möglich gänzlich geöffnet werden. Oft reichen 3-5 Minuten aus um die Raumluft vollständig zu erneuern. Die kühlere Außenluft erwärmt sich danach rasch und unsere Aufmerksamkeit wird nach dem Lüftungsvorgang gesteigert - so wird insbesondere das uns müde machende und konzentrationsraubende Kohlenstoffdioxid abgelüftet. Geräte, welche die Raumtemperatur, relative Luftfeuchtigkeit und den Kohlenstoffdioxid-Wert der Raumluft messen sind kostengünstig und können uns dabei unterstützen aktiv die Raumluftqualität hoch zu halten.
Und Vorsicht vor gut klingenden Versprechen des Handels. Abgestandene Raumluft mit niedriger Qualität zeichnet sich u.a. durch unangenehme Gerüche aus. Geräte die üble Gerüche mit "angenehmen Gerüchen" maskieren, täuschen nur eine Raumluftverbesserung vor. Alle die Behaglichkeit einschränkenden Stoffe wie Kohlenstoffdioxid, Wasserdampf, Keime, Pilzsporen, Viren etc. bleiben im Raum erhalten. Künstlich eingebrachte Duftnoten irritieren bloß unser Gehirn und bringen noch zusätzlich allergene Stoffe in die Raumluft ein. Also Finger weg von diesen Geräten und managen sie mit Hausverstand die Raumluft in der sie sich länger aufhalten!
Bürgerberatung Innenraumluft
Die Abteilung 15 - Referat Luftreinhaltung bietet Beratungen im Zusammenhang mit Schadstoffen in Innenräumen an.
Primär sind es Beschwerden, die nach Oberflächenbehandlungen mit z.B. lösungsmittelhaltigen Lacken, Farben, Holzschutzmitteln etc. auftreten können. Einen weiteren Schwerpunkt der Beratungstätigkeiten bilden Anfragen in Bezug auf Schimmelpilz-Wachstum in Wohn- und Arbeitsräumen. Oft sind verdeckte Feuchtigkeitsschäden die Ursache dafür. Gerne beraten wir sie in diesen Zusammenhängen, um Lösungsansätze für eine beschwerdefreie Nutzung der Räume zu finden.
Kontakt: 0316 877/Nbst. 4919 (Dipl.-Ing. Benedikt Tschofenig)